Heute verlosen wir das Buch „Steter Tropfen fängt den Wurm“ von Robert Niemann im Doppelpack.
Das Buch gibt es als Softcoverversion und zudem im hochwertigen Hardcoverdesign. Einfach eine Mail mit dem Stichwort „Wurm“ senden an: info@Leseschau.de
Zum Buch:
„Eulenspiegel-Autor Robert Niemann präsentiert eine Sammlung von bisher noch nicht in Buchform erschienenen Texten – launig, ironisch, überraschend. Die Themenbreit geht vom Irrsinn der Berliner Bürokratie bis hin zum irren Diätwahn – alles in einem Buch!“
Über den Autor: Robert Niemann (*1966 in Ost-Berlin) schreibt regelmäßig für das Satiremagazin „Eulenspiegel“ und für die taz. Im Jahr 2012 erschien sein Buch „Besser ein Vorurteil als gar keine Meinung“. Im Jahr 2016 folgte „Niemannsland. Willkommen in der 30er Zone“, das sich mit dem Leben zwischen Anfang 30 und Ende 40 befasst.
Er glaubt, dass er am Reck den Aufschwung schafft, weil er den schließlich vor 35 Jahren auch schon konnte. Er freut sich, wenn ein zwölfjähriges Mädchen eine auf ihrem Smartphone ankommende Nachricht mit den Worten: „Och nee, schon wieder mein Ex!“ kommentiert. Muss er den Hip Hop seines fast erwachsenen Sohnes mithören, verkneift er sich den Satz: „Und das soll Musik sein?“
Mehr Informationen auf: www.robertniemann.wordpress.com
Das Buch gibt es zudem über die Leseschau-Seite:
https://www.leseschau.de/Buch/Steter-Tropfen-faengt-den-Wurm-Satirische-Texte-aus-20-Jahren/76
Viel Spaß damit
wünscht das Team der Leseschau!
DAS INTERVIEW:
Heute ist der 5. Dezember. Was verbinden Sie mit der Zahl 5.
Robert: Nicht viel Gutes, weil: zwei Tagen Wochenende stehen fünf Werktage gegenüber. Dieses Verhältnis sollte man umkehren. Dann würde ich die 5 vermutlich mögen.
Was wird an Weihnachten bei Ihnen gegessen?
Robert: Vor allem gut.
Gibt es persönliche Vorsätze fürs neue Jahr?
Robert: Weniger Süßes – verschenken!
Mehr Sport – gucken!
Nicht mehr Rauchen – jedenfalls nicht mehr als bisher!
Wird es ein neues Buch geben?
Robert: Ja. Aber nicht von mir.
Was sollte man in der Welt in Zukunft ändern?
Robert: Ändern? Vielleicht sollte man lieber noch einmal ganz von vorn anfangen.
DIE WEIHNACHTSGESCHICHTE
von Robert Niemann
WARNUNG: Bitte nur lesen, wenn schon entsprechend beanspruchte Lachmuskeln vorhanden sind!
Fake News im Morgenland
Es begab sich zu einer Zeit, also noch alles anders war. In ihrer kleinen unsanierten 2-Raum-Wohnung vom Typ WBS 70 saßen Maria und Josef auf dem Sofa und schauten Fernsehen. Bei Kerzenlicht, weil es ja noch keinen Strom gab.
„Wo willst Du hin?“, fragte sie, als er sich plötzlich erhob.
„Wir müssen los. In die Stadt!“, sagte er lustlos. „Heute ist doch Volkszählung!“
Sie verdrehte die Augen: „Ausgerechnet Heiligabend! Wer denkt sich bloß so etwas aus!“
„Komm´ schon!“
„Außerdem bin ich schwanger!“
„Von mir nicht!“, knurrte Josef. Er hatte keine Lust auf die immer gleiche Diskussion. Also packte er sie, setzte sie hinten auf sein Mofa und fuhr los.
Kaum waren sie in der Stadt angekommen, als Maria Wehen bekam, die man, weil es inzwischen zu schneien begonnen hatte, auch als Schneewehen bezeichnen könnte (aber natürlich nicht muss). Im Krankenhaus wies man sie nach einem Blick auf ihre Versichertenkarte ab: „Betriebskrankenkasse der Verkehrsbau-Union – nein danke! Die bezahlen ja noch nicht mal die Luft, die Sie uns hier wegatmen!“
Und so musste Maria in der Herberge niederkommen. Eine alte Frau aus der Nachbarschaft – ebenso weise wie gütig – stand ihr bei. Zufällig wusste sie einen magischen Spruch, der vieles leichter machte: „Nun reiß dich mal´n bisschen zusammen!“ Und zufällig hatte sie auch sonst alles dabei, was bei einer Geburt vonnöten war: eine kleine Flasche Nordhäuser Doppelkorn, einen Aufkleber „Ein Herz für Kinder (die eigenen, logisch)“ sowie noch eine kleine Flasche Nordhäuser Doppelkorn.
„Hecheln!“ befahl sie in einem Ton, den sie sich während ihrer Zeit als serbischer Feldwebel im Bosnienkrieg angewöhnt hatte, und dann, an Josef gewandt: „Nicht du, Idiot!“
Aber Josef war bereits ohnmächtig geworden. Irgendwie lag ihm das alles nicht. Früher erwartete niemand, dass die Männer bei der Geburt dabei waren; sie konnten sich stattdessen in der Kneipe auf die kommenden Härten des Lebens vorbereiten.
Als er wieder zu sich kam, war alles vorbei: In der Krippe lag das Kind. Doch was war das an Marias Brust?
„Zwillinge!“ hauchte Maria glücklich. „Ist das nicht wunderbar?“
„Das war auf dem Ultraschall aber nicht zu sehen!“, maulte Josef, doch dann besann er sich: Warum nicht zwei Heilands? Schließlich heißt es nicht umsonst: Vier Augen finden auch mal ein Korn! Und würde die Speisung der Fünftausend nicht viel schneller gehen, wenn einer die Kartoffeln ausgibt und der andere die Soße? Oder wenn einer mal ein Wellness-Wochenende macht, dann kann der andere solange das Erlösergeschäft weiterführen?
„Doch wie sollen sie heißen?“, fragte Maria, die in ihrer Beziehung die praktisch Veranlagte war.
Gute Frage. Josef dachte nach. Wie nannte man Zwillinge? Bud Spencer und Terence Hill? Winnetou und Old Shatterhand? Bibi und Tina? Das doppelte – ja was eigentlich? Jesulein?
Nun, liebe Leserinnen und Leser, Sie haben gewiss bemerkt, dass an dieser Geschichte etwas nicht stimmt. Dass sie gar nicht wahr ist. Denn wenn sie wahr wäre, dann hätten die Hirten, die inzwischen eingetroffen waren, ja zweimal Geschenke dabei haben müssen. Und das hatten sie nicht, weswegen die Forschung davon ausgeht, dass sie nur ausgedacht ist.
Schade eigentlich. Aber – wie so vieles – jetzt auch nicht mehr zu ändern.
Robert Niemann
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